Somatische Körperarbeit in der Sexualtherapie

Somatische Körperarbeit kann im Rahmen einer Sexualtherapie äusserst unterstützend sein, denn der Körper ist wie ein Führer. Nur haben die meisten von uns verlernt wie man in einem guten Kontakt mit seinem Körper ist. Dies lässt sich jedoch wieder erlernen und dann steht uns dieser wertvolle Führer wieder zur Verfügung.

Dein Körper trägt in sich einerseits deine Lebensgeschichte und gleichzeitig auch die Schlüssel für deine Heilung auf verschiedenen Ebenen.

Was beinhaltet die somatische Körperarbeit?

Somatische Körperarbeit schafft einen sicheren Rahmen, in dem du forschend und experimentell unterwegs sein kannst. Dies ermöglicht dir auf einer praktischen Ebene neue Erfahrungen zu machen und deine Fähigkeiten zu erweitern.

Folgende Werkzeuge sind Teil der Möglichkeiten:

  • Wahrnehmungsübungen
  • zielgerichteter Einsatz der Atmung
  • Üben von Präsenz und Achtsamkeit (das A und O in der Sexualität!)
  • verbale Kommunikation
  • Berührungen (immer mit gegenseitigem Einverständnis)

Bei allen Werkzeugen ist eine traumasensitive Vorgehensweise essentiell, um den Körper nicht zu überfordern.

Ziele der somatischen Körperarbeit

Was dir somatische Körperarbeit schenken kann

Grenzen spüren und setzen

Der Körper gibt ganz klare Signale wenn etwas nicht stimmt. Damit es uns und unserem Körper gut geht, braucht es drei Schritte:

  • wahrnehmen, dass etwas sich nicht stimmig anfühlt, bzw. eine Grenze überschritten wurde (das findet immer im Körper statt)
  • die Signale des Körpers ernst zu nehmen
  • konsequent die Grenzen zu wahren, die der Körper einem signalisiert

Das braucht einerseits Übung und andererseits das Entwickeln der Fähigkeit die eigenen Grenzen auf eine möglichst klare und entspannte Art zu wahren.

Sinnlichkeit und Sexualität geniessen

Das was sich in all den Jahren in deinem Körper verschlossen hat (und das hat immer einen Grund) erhält eine Chance sich Schritt für Schritt wieder für Sinnlichkeit und Sexualität zu öffnen. Bislang Unangenehmes oder gar Schmerzhaftes kann sich wandeln in Freude am Berühren und Berührtwerden.

Du erfährst Wege wie du in einen echten, wertschätzenden Kontakt mit deinem Körper kommst, so dass du ihn lieben kannst, anstatt ihn nur zu «warten».

Du kannst lernen …

  • welche Elemente für achtsame und respektvolle Berührung wichtig sind
  • wie du Wünsche anbringst
  • dir selbst und deinem Gegenüber einen sicheren Rahmen gibst

Entspannung

Wie sinnlich und intim du mit dir selbst und anderen sein kannst, hängt stark mit der Fähigkeit zusammen sich entspannen zu können. Ist man angespannt kann die sexuelle Energie im Körper weniger gut fliessen. Zuweilen führt das auch dazu, dass sich die sexuelle Energie aus dem Staub macht.

Ob und wie tief du dich entspannen kannst, steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Zustand deines Nervensystems. Du erhältst fundiertes Wissen und konkrete Werkzeuge wie du dich selber und auch dein Gegenüber unterstützen kannst besser zu entspannen. Dies wird dir und euch einen Boden geben für mehr Sinnlichkeit, Präsenz und eine erfüllendere Sexualität.

Was bedeutet traumasensitiv?

Traumasensitiv bedeutet in erster Linie eine Bewusstheit dafür zu haben, dass Trauma vorhanden sein kann und Auswirkungen auf den Körper und die Psyche hat. In der somatischen Körperarbeit und insbesondere im Rahmen einer Sexualtherapie gilt es dies unbedingt zu berücksichtigen, da zuweilen (nebst anderen Traumatisierungen) auch die Möglichkeit einer sexuellen Traumatisierung in der Vergangenheit in Betracht gezogen werden muss.

Ein möglichst achtsames Vorgehen beinhaltet sowohl das Tempo, wie auch die Methoden dementsprechend anzupassen und einen Rahmen zu schaffen, in dem ein höchstmögliches Mass an Sicherheit und Entspannung empfunden werden kann.

 

Bild von Victoria_Watercolor auf Pixabay