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Seinen Körper zu lieben ist in der heutigen Zeit wahrlich kein einfaches Unterfangen und doch scheint es mir eines der wichtigsten Dinge im Leben zu sein. Es ist nämlich ein grosser Unterschied ob ich ihn innig liebe oder ob ich ihn einfach «nur» o.k. finde. Und das Verrückte ist, dass ich persönlich erst gemerkt habe wie wenig Verbindung ich mit meinem Körper hatte, als sich das nach und nach deutlich veränderte.
Meinen Körper zu lieben hat mein Leben grundlegend zum Besseren verändert
Wie du zu deinem Körper stehst, hat einen wesentlichen Einfluss darauf …
- wie lustvoll du mit deinem Körper sein kannst
- wie frei und unbeschwert du dich in deiner Sexualität fühlst
- wie hoch dein Selbstwert ist
- wie gut du zu ihm schaust, so dass er gesund bleibt bis ins Alter (woran man mit 20 nicht unbedingt denkt, ich weiss)
- wie reich das Leben sich anfühlt
Woran könntest du erkennen (falls es dir nicht eh schon klar ist), dass du deinen Körper nicht wirklich liebst?
- Du überforderst dich immer wieder, evtl. sogar bis zum Burnout
- Du findest Teile deines Körpers oder deinen ganzen Körper nicht schön
- Du schämst dich für deinen Körper
- Du misshandelst deinen Körper mit zu viel Essen, Alkohol, Drogen, exzessivem Sport, usw.
- Du betreibst viel Aufwand deinen Körper noch schöner zu machen
- Du hast Angst vor dem Älterwerden
- Du überlegst dir ob du eine Schönheits-OP machen sollst
- Du kompensierst ein Gefühl der Leere oder Sinnlosigkeit mit Ablenkungen
- Du holst dir immer wieder Meinungen anderer Menschen ein und verlässt dich nicht auf dein eigenes Gefühl
- Du bist dir gegenüber lieblos und hart
Wenn einer dieser Sätze auf dich zutrifft, dann könnte es sich lohnen mit deinem Körper in eine intimere Beziehung zu kommen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es ist ein Weg zu mehr Selbstliebe, mehr Achtung vor deinem Körper, besserer Gesundheit und mehr Lebensfreude.
Liebst du deinen Körper? Alles an ihm?
Liebst du ihn auch wenn er mal nicht das leistet, was du gerne hättest?
Findest du ihn schön, auch wenn er nicht dem aktuellen Modetrend entspricht?
Warum dieser gestörte Bezug zum Körper?
Der ideale Körper
Von der Werbung und den Medien „umzingelt“ mit Idealvorstellungen, die kaum je zu erreichen sind, erleben viele Menschen ihren Körper als nicht in Ordnung. Das kann nicht nur für den Selbstwert fatal sein, sondern hat häufig auch Auswirkungen auf die Fähigkeit entspannt Sexualität geniessen zu können.
Da muss man sich gar nicht wundern weshalb die Schönheitschirurgie seit Jahren so am boomen ist.
Der Körper als Maschine
In unserer Kultur lernen wir nicht wirklich einen liebevollen Umgang mit dem Körper. Ganz im Gegenteil: Er soll funktionieren damit er leisten kann. Ob im Sport, bei der Arbeit oder in der Sexualität.
Du wirst jetzt vielleicht denken: «Aber ich creme mich doch ein». Ja, aber bist du wirklich mit deiner Aufmerksamkeit bei der Haut, die du berührst? Geniesst du die Berührung? Empfindest du in dem Moment Wertschätzung für deinen Körper?
Bei vielen Menschen sind solche Dinge doch oft eher wie ein Service beim Auto. Damit alles so perfekt wie möglich ist und auch bleibt: seidenglatte Haut, keine Falten, fit und jung, straffer Po, Sixpack, usw.
Und mal ehrlich: Wie oft muten wir dem Körper Dinge zu, von denen wir wissen, dass sie ihm nicht wirklich gut tun? Wie oft empfinden wir unseren Körper oder einzelne Körperteile gar als Feind?
Zuweilen frage ich Klienten/Klientinnen, ob sie ihrem eigenen Kind oder ihrem geliebten Haustier dasselbe zumuten würden, wie sich selbst und ihrem Körper. Die Antwort aller Befragten war bis jetzt durchwegs dieselbe: „Auf gar keinen Fall!“. Ist das nicht erstaunlich und erschreckend zugleich?
Und wie oft höre ich: «Ich hasse meinen Körper!» oder «Ich mag meinen Körper überhaupt nicht!».
Beschäftigt mit Denken
Was meinst du wie viel Zeit du mit Denken verbringst und wie viel Zeit du wirklich präsent in deinem Körper bist?
Die meisten Menschen sind nur über kurze Zeiträume wirklich «da». Entweder wir sind mit der Vergangenheit beschäftigt oder der Zukunft. Und so sind wir sehr oft ohne unser überaus wertvolles Körper-Navigations-System unterwegs und agieren aus dem Kopf heraus.
Wie oft passiert es einem, dass man deshalb Fehlentscheide fällt und nachträglich merkt, dass der Körper die richtige Antwort gehabt hätte? Wie oft geraten wir in negative Gedankenspiralen und fühlen uns miserabel dabei?
Und natürlich geht es nicht darum gar nicht mehr zu Denken, sondern dann wenn es konstruktiv ist und mich unterstützt.
Warum es sich lohnt mehr und liebevoller im Körper zu sein
Wenn wir es schaffen unsere Aufmerksamkeit immer wieder auch nach innen zu richten, nehmen wir all die Signale die der Körper uns sendet wahr. Wir merken rechtzeitig wenn wir uns überlasten. Wir spüren wann es Zeit für Ruhe ist und wann für Aktivität. Wir nehmen sofort wahr, wenn etwas für uns nicht stimmig ist.
Das richtige Leben findet im Körper statt
In der Körperpräsenz können wir auch wahrnehmen welche Freuden uns der Körper schenken kann und das ist wunderbar!
Mehr sinnlicher Genuss und Lebensfreude
Präsenz im und mit dem eigenen Körper schenkt einem deutlich mehr Sinnlichkeit und das macht das Leben viel genussreicher.
Wenn ich Glück im Herzen spüre, die sanfte Brise auf meiner Haut geniesse, die erste Erdbeere auf der Zunge schmelzen lasse, dann fühlt sich das Leben reich an. Das trägt wesentlich zu meinem Lebensglück und meiner Zufriedenheit bei! Aber dafür muss ich präsent sein im Körper, um es überhaupt wahrzunehmen. Und wenn ich es wahrnehme, es auch wertzuschätzen.
Dankbarkeit ist der beste Nährboden für das Glück
Sinnlichkeit und Sexualität
Wenn wir den ganzen Körper oder auch nur einzelne Körperteile ablehnen, sind wir häufig genau dort auch abgespalten von der Sinnlichkeit, welche uns der Körper schenken könnte.
Wenn z. B. eine Frau ihre Brüste aus irgendeinem Grund ablehnt oder nicht viel Bezug zu ihnen hat, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie dort nicht viel Lust empfindet. Aus konkret erlebter Praxis kann ich sagen, dass wahre Wunder geschehen können, sobald ein liebevoller Kontakt zu den Brüsten entsteht.
Lehnt ein Mann sein Genital teilweise oder ganz ab, kann dieses seinen Dienst auf irgendeine Art und Weise verweigern. Zum Beispiel indem Erektionsprobleme, Schwierigkeiten mit dem Orgasmus oder frühzeitige Ejakulation auftreten. Kann ein Mann in einen positiven Kontakt mit «ihm» kommen, kommt es immer wieder vor, dass sich sexuelle Probleme entschärfen oder ganz auflösen.
Bessere Gesundheit
Den Körper zu lieben, der einem das ganze Leben begleitet und dient, ist eines der grössten Geschenke, die man sich selber machen kann!
Was man liebt und gut spürt, dem trägt man bedeutend besser Sorge. Man ist einfach achtsamer mit dem eigenen Körper. Dadurch sind die Chancen grösser gesund zu bleiben und zwar auch wenn du älter wirst.
Es lohnt sich!
Letztendlich trägt ein positives Körpergefühl auch sehr viel zum allgemeinen Wohlbefinden, zu einem gesteigerten Selbstwert und zur sexuellen Selbstsicherheit bei. Das Bild dieser 85-Jährigen finde ich diesbezüglich sehr beeindruckend.
Ein paar Tipps
Rein spüren
Wenn du deinen Bezug zu deinem Körper verbessern möchtest, dann geht es darum im Alltag immer mehr kurze Pausen einzulegen, in denen du für einen Moment in deinen Körper hinein spürst.
Vielleicht denkst du jetzt: «Unmöglich! Viel zu beschäftigt!»
Und genau dann kannst du es machen: Beim Abwaschen, beim Zuhören wenn jemand etwas sagt, an der Bushaltestelle, usw.
Es geht darum dich immer mehr daran zu erinnern, es zu tun und wohlwollend mit dir selbst zu sein.
Da wir das nicht gewöhnt sind, braucht das Übung und dein persönliches Engagement in der Sache. Das kann man nicht einfach mit einem Knopf anstellen, sondern je mehr du es machst, umso einfacher wird es dir fallen.
Liebevolle Zuwendung
Behandle deinen Körper als deinen besten Freund. Sei achtsam mit ihm. Begegne ihm dankbar und mit Wertschätzung auch für das, um was du dich nicht kümmern musst (Verdauung, Herzschlag, Immunabwehr, etc.).
Nimm dich selbst in die Arme. Sei lieb zu dir!
Stolpersteine und Unterstützung
Manchmal kann es hilfreich sein sich professionelle Unterstützung zu holen. Einfach damit man mal in die Gänge kommt. Oder auch wenn da Hindernisse sind, die man selber nur schwer überwinden kann.
Es kann z. B. sein, dass du negative oder gar traumatische Erfahrungen in deinem Leben hattest, wo dein Körper einen Schutz aufbauen musste. Diese Schutzmechanismen sind zuweilen nicht so einfach abzulegen. Sollte das bei dir der Fall sein, dann könnten dich auch folgende Artikel interessieren:
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Quellen Fotos
sich selber umarmende Frau: ©Anemone123 2381652 / pixabay.com
Laufsteg: ©Pexels 1840941 / pixabay.com
85-jährige Frau: ©rinderart 3918450 / depositphotos.com